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Textprobe 2, Anna

Anna: Was soll ich hier? Hier ist alles tot. (Sie blickt voller Angst von einem zum andern) Ihr macht alles tot.

 

Weitzel: Nicht wir, Anna. Vielleicht "Anna".

 

Anna (zu Weitzel): Ihr!

 

Weitzel: Nicht wir, Anna. Björn hat "Anna" nur entdeckt.

 

Anna: Hätte er's doch nicht getan!

 

Weitzel: Und dann?

 

Anna: Dann hätten wir wenigstens noch diesen Tag g e l e b t.

 

Weitzel: Aber dann? Was dann?

 

Anna: Und jetzt? Jetzt haben wir Angst. Ich habe Angst.

 

Weitzel: Nur wir vier hier – und Wieland – und vielleicht noch Isabell – Isabell muß auch hierher, Herr Lauffen, bitte, Isabell muß hierherkommen! – Aber mehr wissen nicht davon. Willst du das raustragen, Anna? Willst du, daß alle ...?

 

Anna (tritt dicht an Weitzel heran): Ich will bei meinen Kindern sein.

 

Weitzel: Und deine Angst auf sie laden? Anna! Fünfzehn Jahre hast du die Strapazen mit Björn ertragen. Jetzt wirst du doch noch diesen einen Tag ...

 

Anna: Das hat doch keinen Sinn!

 

Weitzel: Sinn, Anna? Sinn? Die Natur hat mit dem Menschen zum ersten Mal eine Spezies hervorgebracht, die diese Frage stellen kann. Und die jetzt von der Ausrottung bedroht ist. Die aber auch in der Lage ist, eine Katastrophe kosmischen Ausmaßes zu erkennen. Wenn wir dies alles zusammennehmen, Anna, dann kann der Sinn – wenn es denn einen gibt! – nur der sein, sich entgegenzustemmen. Ob wir Erfolg haben werden, kann niemand wissen. Aber wenn du von Sinn redest – es kann doch nicht Sinn von all dem sein, daß wir es nicht einmal versuchen sollen. Wenn es in unserem Tun je einen Sinn gegeben hat, dann jetzt; dann ist es dies, jetzt auszuhalten und das uns Mögliche zu tun. (Er reicht Anna den Telefonhörer hin, freundlich, eindringlich:)Ruf deine Mutter an, Anna. Bitte!